Gesunde Darmflora lindert Allergien
Ballaststoffe füttern gute Bakterien
von Monika Murphy-Witt (Kommentare: 0) , Foto: Pexels
Schuld daran ist der Botenstoff Histamin. Er wird von den Mastzellen in unserem Körper freigesetzt und löst sofort heftige Reaktionen aus. Das passiert allerdings nur, wenn jemand bereits „sensibilisiert“, also „vorbelastet“ ist – und das sind wir fast alle. Denn wenn wir mit einem für uns fremden Eiweißstoff zum Beispiel in Gräserpollen in Kontakt kommen, werden unsere Abwehrkräfte aktiv und bilden IgE-Antikörper. Die setzen sich auf die Mastzellen etwa in unseren Schleimhäuten. Fliegen uns dann erneut Gräserpollen in die Nase und docken zwei dieser Antigene an benachbarte IgE-Antikörper an, platzt die Mastzelle und schüttet ihr Histamin aus. Eine allergische Reaktion findet statt.
Mikroben-Vielfalt hält Immunsystem in Schach
Wie heftig eine solche Reaktion ausfällt, hängt jedoch wesentlich von unserem Immunsystem ab. Und das wiederum wird entscheidend von unserer Darmflora beeinflusst. Denn unser etwa acht Meter langer Verdauungsschlauch mit einer Fläche von ein bis zwei Tennisplätzen (zum Vergleich: die Haut, unsere äußere Hülle, umfasst nur zwei Quadratmeter) ist unser wichtigster Kontakt zur Außenwelt. Rund 100 Billionen Mikroorganismen aus mehr als 1000 verschiedenen Bakterienarten tummeln sich hier. Diese Mikrobiota (= kleines Leben) hilft nicht nur, unser Essen zu verdauen, sie erfüllt auch wesentliche Aufgaben der Immunabwehr. Da ist es ungünstig, dass unsere hohen Hygienestandards und ungesunde, einseitige Ernährung ihre Zusammensetzung verändern. Vor allem die Vielfalt an unterschiedlichen Bakterien kann verloren gehen. Fatal. Denn eine gesunde Darmflora kann, wie Studien gezeigt haben, ein überschießendes Immunsystem dämpfen und so allergische Reaktionen abschwächen. Allergiker sollten deshalb nicht nur ihre spezifischen Symptome bekämpfen, sondern unbedingt auch etwas für die Bakterienwelt in ihrem Darm tun.
Vollkorn beugt auch Diabetes vor
Eine wichtige Rolle bei der Pflege der Mikrobiota spielen Ballaststoffe. Diese unverdaulichen Kohlenhydrate, wie sie u. a. in Getreideprodukten, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen stecken, dienen als Futter für „gute“ Bakterien und erhalten so die Artenvielfalt. Außerdem unterstützen sie die Verdauung, binden Giftstoffe im Darm und tragen zur Produktion entzündungshemmender Stoffe im Körper bei. 30 Gramm dieser pflanzlichen Faserstoffe sollten wir täglich mindestens zu uns nehmen; das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE, www.dge.de). Wer dabei bei Vollkornprodukten ordentlich zulangt, tut damit auch noch etwas für die Prävention von Diabetes. Denn vor allem der regelmäßige Genuss von Vollkornbrot, Müsli und Getreideflocken senkt, wie Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIFE, www.dife.de) festgestellt haben, das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Allergiker sollten grundsätzlich – je nach Bekömmlichkeit – auf eine gute Mischung bei den Unverdaulichen achten. Wer zum Beispiel auf Weizen empfindlich reagiert, kann auf Produkte mit Dinkel, Hirse, Hafer, Mais und Amaranth ausweichen. Ungeschälte, geschrotete Leinsamen und Mandeln lassen sich gut in Joghurt rühren, Sonnenblumenkerne und Sesamsamen über Salat oder in eine Suppe streuen. Mit solchen kleinen Ballaststoff-Extras gelingt es bestimmt, die von den Experten geforderte Menge zu schaffen.
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