Wachgeblieben!
Warum der Mittagsschlaf ein wahrer Jungbrunnen für alle ist.
von Fiona Amann (Kommentare: 0) , Foto: ©Jenny Sturm - stock.adobe.com
Warum das so ist, und worauf es beim Mittagsschlaf tatsächlich ankommt, haben Wissenschaftler intensiv erforscht – und kamen zu bemerkenswerten, zum Teil konträren Ergebnissen. Doch auch ohne wissenschaftliche Belege kennen insbesondere Eltern die Vorzüge eines Mittagsschlafes nur zu gut.
Was Kindern gut tut, hilft Erwachsenen mindestens ebenso
Unausgeschlafene Kleinkinder sind unleidlich, weinen beim geringsten Anlass und beruhigen sich erst, wenn sie doch noch ihr längst überfälliges Schläfchen halten können. Egal wie und wo: im Buggy mitten im größten Einkaufstrubel, auf ihrem Spielteppich oder in ihrem Bett. Und wir Erwachsene? Anstatt es kleinen Kindern gleichzutun und beizeiten ein Nickerchen einzulegen, hangeln wir uns nach dem Mittagsessen mehr schlecht als recht durch den Rest des Tages. Der Mittagsschlaf ist schließlich nur was für Kleinkinder, Kranke, Alte und Schwache. Von wegen!
Der Klügere legt zur rechten Zeit eine Pause ein
Jeder Mensch braucht Schlaf. Der Körper braucht regelmäßige Erholungsphasen, um sich zu regenerieren und neue Kraft zu tanken. Das gilt nicht nur für den Schlaf in der Nacht. Ein Mittagsschlaf schaltet Körper und Geist einen Gang zurück, senkt Blutdruck und Körpertemperatur. Das Herz schlägt langsamer, die Atemfrequenz sinkt und der Energieverbrauch geht zurück. Gleichzeitig verbessert sich die Sauerstoffversorgung des gesamten Körpers. Anti-Stresshormone werden ausgeschüttet. Sie helfen den Rest des Tages gelassen auf erhöhte Anforderungen zu reagieren – auch und gerade im Berufsalltag. Insgesamt nimmt die Leistungsfähigkeit durch den Mittagsschlaf deutlich zu.
Hält der Mittagsschlaf Körper und Geist gesund?
Ja, bestätigen viele Studien unisono. Der Mittagsschlaf reduziert Stress und damit auch das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Auch die Gefahr, an Diabetes zu erkranken oder erheblich zuzunehmen wird durch den regelmäßigen Mittagsschlaf gesenkt.
Ein gesunder Mittagsschlaf dauert so lange, wie er dauert
Wissenschaftler sind sich uneinig, wie lange ein optimaler Mittagschlaf dauern sollte. Die einen sagen, nicht länger als 10-20 Minuten, andere halten 1 bis 1,5 Stunden für optimal. Dazwischen liegt eine Tiefschlafphase. Wer es schafft, zuvor aufzuwachen, ist schnell wieder fit. Wer erst nach 1,5 Stunden aufwacht, ist anschließend nicht nur fit und ausgeruht, sondern auch besonders kreativ. Wer allerdings mitten einer Tiefschlafphase geweckt wird, hat es anschließend schwer, wieder in die Gänge zu kommen – trotz des kurzen Schläfchens.
Achtung: Wer tagsüber zu lange schläft, wacht nachts häufiger auf
Bei allen positiven Effekten, die der Mittagsschlaf mit sich bringt, sollte er jedoch nicht länger als 90 Minuten dauern. Denn: Wer tagsüber regelmäßig zu lange schläft, bringt damit schnell seinen Tag-Nacht-Schlafrhythmus durcheinander, findet abends nicht mehr so schnell in den Schlaf oder wacht nachts häufig auf.
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Andere Länder, andere (Mittags-)Schlafkulturen
Während hierzulande sich viele noch immer damit schwertun, den Mittagsschlaf zu akzeptieren, schlafen viele Asiaten, insbesondere Japaner und Koreaner, wo und wie sie es nur können, gerne auch in Bussen und Bahnen. Die Asiaten haben allerdings kein erhöhtes Schlafbedürfnis, sondern müssen Schlaf aus einer viel zu kurzen Nacht nachholen. Sie schlafen nachts durchschnittlich gut eine Stunde weniger als Europäer. Deswegen wird das allgemein praktizierte Schlafen am Tag überall akzeptiert. Sogar in der Schule. Schließlich haben die Kinder oft noch bis spät am Abend für die Schule gepaukt und irgendwann holt sich der Körper eben den Schlaf, den er braucht.
In Südeuropa ist die Siesta keine Privatangelegenheit, sondern bestimmt den Tagesablauf aller. Ab 12 Uhr mittags findet kein öffentliches Leben mehr statt – außer dort, wo Touristen partout nicht auf Sightseeing verzichten wollen. Die Läden schließen und öffnen frühestens nach 16 Uhr. Während der Siesta herrscht allgemeine Ruhe und daran haben sich alle zu halten, sogar im Winter!
Spätestens nach diesem Hitzesommer versteht auch der letzte Nord-Europäer, warum die Mittagsruhe bzw. Siesta so wichtig und richtig für alle ist.
In den USA spricht man von Power-Napping, dessen Wert viele Unternehmen bereits erkannt haben. Bei diesen vorbildlichen, meist großen Unternehmen, dürfen müde Arbeitnehmer in speziell eingerichteten Ruheräumen 20-30 Minuten ihr Mittagsschläfchen halten.
Höre auf deinen eigenen Körper
Bleibt die Frage, wie lange ein perfekter, gesunder, erholsamer Mittagsschlaf dauert oder dauern sollte? Die Antwort kennst nur du. Probiere es aus: Such dir für den Mittagschlaf ein bequemes Plätzchen an einem ruhigen Ort und schlafe solange, bis du ganz von alleine wieder aufwachst. Wie fühlst du dich? Fit und mit neuer Energie geladen? Schau auf die Uhr. Du hast 30 Minuten geruht, 60 oder 90 Minuten? Dann war diese Zeitspanne für dich an diesem Tag genau richtig.
Du hast gar keine Möglichkeit, eine 90 minütige Mittagspause einzulegen, weil dein Chef dich viel früher am Arbeitsplatz zurück erwartet? Lass dich bereits nach 30 Minuten wecken (Handy, Wecker, Timer). Bist du anschließend erholt und fit für den Rest des Arbeitstages? Glückwunsch!
Das Problem an der Weck-Methode ist allerdings, dass du vielleicht erst gar nicht in die erholsame Schlafphase findest, wenn du schon beim Einschlafen den Wecker und dein nächstes Meeting im Hinterkopf hast. Ein gesunder Mittagsschlaf gelingt nicht unter Zeitdruck.
Fazit
Gönne dir so oft wie möglich einen Mittagsschlaf, wenn du das Bedürfnis dazu hast. Stehe dazu. Er ist gesund, hält fit, steigert Kreativität und Leistungsfähigkeit. Der Mittagsschlaf raubt auch keine wertvolle Arbeitszeit, sondern verschiebt sie an einen Zeitpunkt, an dem du bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit erzielen kannst. Besser geht es nun wirklich nicht.
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